Solingen siegt erstmals im Fuchsbau

Mit einem 30:26 (15:12)-Willenssieg bei den Füchsen Berlin kehrte der HSV Solingen-Gräfrath am frühen Morgen des ersten Advent zurück ins Bergische Land. Erfolgreichste Werferinnen waren Lynn Molenaar (10/5) für Berlin sowie Vanessa Brandt (8/1) und Lara Karathanassis und Jule Polsz (je 7) für die Solingerinnen.

Es war eine ganz stille Hinfahrt. Nur HSV-Physio Marcus Fuckel hatte alle Hände voll zun, nutzte die 550-Kilometer weite Anreise, um angeschlagene Spielerinnen zu behandeln und für das Spiel zu preparieren, der Rest der Mannschaft schlief sich gesund. Die Erkältungswelle hat das Team von Kerstin Reckenthäler überrollt. „An einen normalen Trainingsbetrieb war in dieser Woche nicht zu denken. Täglich erreichten uns neue Hiobsbotschaften und Krankmeldungen. So etwas habe ich in 25 Jahren Leistungssport noch nicht erlebt“, blickte die Trainerin dem Spiel mit gemischten Gefühlen entgegen. Erstes Aufatmen nach dem Aufwärmen. Die lädierte Wade von Carina Senel und das angeschlagene Knie von Lara Karathanassis hielten, ein Einsatz war möglich. 

Und ausgeschlafen begannen die Solingerinnen die Partie. Das 1:0 durch Linea Höbbel konterten Jule Polsz und Pia Adams in eine 4:1-Führung für Solingen. Die Füchse-Angreiferinnen scheiterten immer wieder am Pfosten und an der überragenden Natascha Krückemeier. Kapitänin Mandy Reinarz, im Spezialistenwechsel mit Karathanassis, um Kräfte zu sparen, bildete zusammen mit Carina Senel, Pia Adams und Vanessa Brandt den souverän agierenden Mittelblock.

Polsz und Brandt schraubten auf 2:6. Bis zur siebten Minute lief alles nach Plan. Bei einer Abwehraktion vertrat sich Senel das Bein und musste verletzt vom Feld. Da die zweite Kreisläuferin Nele Weyh, wie auch Hannah Kamp und Lucy Jörgens, noch immer nicht einsatzfähig war, beorderte Reckenthäler Rückraumshooter Brandt an den Kreis, die von dort prompt den Ball zum 5:9 ins Füchse-Tor schlenzte. Ohne Brandt im Rückraum fehlte es dem HSV-Angriff an Durchschlagskraft. Die Füchse nutzten die Schwächphase und kamen duch Molenaar zum Anschluss (8:9, 17.). Erneute Umstellung beim HSV. Die 15-jährige Lina Seiffarth wurde an den Kreis geschickt und Brandt zurück auf die linke Rückraumposition. Die junge Kreisläuferin machte ihre Sache ordentlich, scheiterte unglücklich am Pfosten und an Gladun. Mit zwei schnellen Treffern vor der Halbzeit stellte Lara Karathanassis auf den 12:15-Pausenstand.

Die zweite Halbzeit lief ähnlich wie die erste. Immer, wenn die Füchse zur Aufholjagd bliesen, traf Solingen die richtige Entscheidung und antwortete mit einem Tor. Wie lange würde die Kraft dafür reichen?

Molenaar erzielte per Strafwurf den Ausgleich (21:21, 43.). Reckenthäler nahm die Auszeit. Seiffarth sorgte mit ihrem ersten Bundesliga-Tor für das wichtige 21:23 (45.). Krückemeier überragte nach wie vor und im Abwehrzentrum harmonierten Reinarz und Pia Adams immer besser. Trotzdem kamen die Füchse noch einmal durch Djazzmin Tabbelski zum Ausgleich (23:23. 47.). Die knapp 400 Zuschauer in der Sporthalle Charlottenburg feuerten die Füchse lautstark an.

Aber Linksaußen Zissi Penz, der zuvor mehrfach das Wurfpech an der Harz-Hand klebte, sorgte mit einem Doppelschlag für das 23:25. Brandt und Karathanassis erhöhten sogar auf 23:27 (51.).

Es blieb spannend. Beim 25:28 bekamen die Füchse einen Strafwurf zugesprochen, den insgesamt neunten. HSV-Keeperin Katja Grewe, die zuvor schon einen Siebenmeter von Molenaar halten konnte, trat zum Duell gegen Michi Stefes an. Gemeinsam spielten sie in der vergangenen Saison noch beim TVB Wuppertal. Grewe ahnte die Ecke ihrer ehemaligen Team-Kollegin, wartete lange mit einer Aktion und parierte. Im Gegenzug verwandelte Brandt sicher den einzigen Solinger Strafwurf zum vorentscheidenden 25:29 (56.). Mit dem Schlusspfiff scheiterte Jule Polsz knapp per Kempa-Trick an Szott, so dass am Ende ein 26:30 auf der Anzeigetafel stand. Mit dem Erfolg konnte Solingen nach vier Anläufen erstmals in Berlin punkten.

„Wir haben versucht, aufgrund unserer sehr angespannten Personalsituation, das Spiel zu verlegen. Aber Berlin konnte unserem Wunsch nicht entsprechen, da es in der Hauptstadt keine alternativen Hallenzeiten gegeben hätte. Jetzt bin ich natürlich froh, dass die Verlegung nicht geklappt hat“, so Trainerin Kerstin Reckenthäler nach dem Spiel. „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft wie sie alles weggesteckt hat. Dennoch ist die Sorge groß, weil wir nicht wissen wie schwerwiegend die Verletzung von Carina Senel ist. Glücklicherweise können wir das kommende spielfreie Wochenende zur Regeneration nutzen bevor es am 10. Dezember mit dem Heimspiel gegen Herrenberg weitergeht.“

Statistik:

Füchse: Maria Gladun, Ela Szott; Vesna Tolic, Lara Fichtner, Lynn Molenaar (10/5), Linea Höbbel (4), Anais Gouveia (2), Anna Blödorn, Lucy Gündel, Djazzmin Tabelski (3), Tina Wagenlader (1), Angela Capellaro (2), Iva van der Linden, Lisa Vlug (1), Nina Müller, Michelle Stefes (3/2)

HSV: Natascha Krückemeier, Katja Grewe, Sena Gün; Carina Senel, Melina Fabisch,  Pia Adams (5), Lara Karathanassis (7), Lina Seiffarth (1), Mandy Reinarz, Jule Polsz (7), Merit Müller, Zissi Penz (2), Vanessa Brandt (8/1).

Schiedsrichter: Jannik Otto und Raphael Piper